How Will We Live Together?

Im dritten Semester des Masterstudiengangs Transformation Design besuchten wir die Architektur-Biennale in Venedig. Die Biennale ist ein weltweit renommiertes Kunst- und Architekturereignis, das normalerweise im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet: ein Jahr gewidmet der Architektur und das nächste der Kunst. Bei der Biennale 2021 stand die Grundidee im Mittelpunkt, räumliche Lösungen für ökologische und soziale Schwierigkeiten zu finden. Unter dem Motto „How will we live together?“ wurde die Frage aufgeworfen, wie wir zukünftig zusammenleben werden. Wer gehört zur Gemeinschaft? sind es nur Menschen oder auch Pflanzen und andere Lebewesen? Ein grenzüberschreitendes Denken führte bis hin zur Idee „One Planet“, die uns alle verbindet.

Einige der faszinierenden Ausstellungen und Installationen bei der Biennale 2021 waren:

Alasiri: Frage nach Identität durch weniger Raum Diese Installation regte dazu an, über die Bedeutung von Raum und Identität nachzudenken, indem sie den Raum auf das Wesentliche reduzierte.

Your Restroom is a Background: Betrachtung von kulturellen Unterschieden an Toilettenräumen Ein Modell, das kulturelle Unterschiede in Toilettenräumen erforschte und auf der Website biennalerestrooms.com nähere Einblicke bot.

Silk Road Works: Installation anlehnend an den Palast am Markusplatz Eine Installation, die die historische und moderne Bedeutung der Seidenstraße erforschte und den Prozess zur Identitätsfindung reflektierte.

Social Contracts: Choreographic Interaktions Hier wurde das Zusammenwirken von Menschen in sozialen Kontexten untersucht.

Catalog For The Posthuman: Rolle des Menschen in einer roboterisierten, von AI getrackten Welt Diese Installation erforschte die Beziehung des Menschen zur Technologie in einer sich wandelnden Welt und ist unter diesem Link erreichbar.

Roboterarm: Reaktion auf Untergrund Eine faszinierende Demonstration des Zusammenspiels von Natur und Technologie.

Beehive Architecture: Baumaterial der Bienenwaben Diese Installation nutzte die Bautechniken von Bienen, um beeindruckende Skulpturen zu schaffen.

As New Households: „Haus-im-Haus“-Prinzip Dieses Konzept könnte Bestandsgebäuden, sogar Denkmälern, eine neue Nutzung ermöglichen.

Refuge for Resurgence: Natur verbindet sich mit den materiellen Überresten der Menschen. Eine Installation, die die Verbindung zwischen der Natur und den Überresten unserer Zivilisation hervorhob.

Rural Nostalgia: Umsiedlung von Farmern in die Städte Hier ging es darum, das Landleben und den modernen Städtebau zu verbinden, insbesondere im Kontext des sozialen Wohnungsbaus.

Interwoven: Flexible Wand aus Paguana-Wood Diese Installation zeigte, wie Holzstücke auf flexible Weise kombiniert werden können.

Material Culture: Fasern als Bauweise Fasern, hergestellt von Robotern, wurden hier als Baumaterial genutzt.

Living Apart Together: Puzzlestruktur Eine 3D-Fräsen-basierte Konstruktion, die die Abhängigkeit aller Dinge voneinander verdeutlichte.

2038.xyz
Besonders fasziniert hat mich im Nachhinein die Installation des deutschen Pavillons, der im ersten Moment erschreckend leer wirkte. Über einige QR-Codes an der Wand konnte man die Website 2038.xyz erreichen, die einen einen faszinierenden Blick in die Zukunft im Jahr 2038 bot, wobei auch ein Rückblick aus dem Jahr 2039 auf das Jahr 2021 enthalten ist. Sie präsentiert verschiedene Aspekte der Gesellschaft, darunter AI-Entwicklung, Wirtschaft, Überwachung und kulturelle Veränderungen. In einem Video aus dem Jahr 2023 wird betont, dass die Menschen in diesem Jahr genug hatten und gemeinsam nach universellen systemischen Lösungen suchten. Es werden Interviews mit Experten und Visionären präsentiert, die über Themen wie Ethik in der Technologie, dezentralisierte Dateninfrastrukturen und digitale Bürgerbeteiligung sprechen. Die Website bietet auch Einblicke in mögliche Zukunftsszenarien, darunter die Idee der persönlichen KI und die Herausforderungen der zunehmenden Komplexität in der digitalen Welt.

Website: https://2038.xyz/

Platform Ubanism
Mindestens ebenso spannend war die Installation von Peter Mörtenböck und
Helge Mooshammer aus Österreich. Sie beschäfigten sich in Form von dokumentarischer Fotografie, illustrativen Darstellungen und Collagen mit dem Thema des Palattform Urbanismus.

»Plattformen fordern mit ihrem umfassenden Angebot an
Direktverbindungen, interaktiven Kommunikationen und sofortigen
Implementierungen den etablierten Kanon von Regierungs- und
Industrieaktivitäten heraus. Sie versuchen, die Kontrolle über den
Betrieb der Städte zu erlangen. Für Unternehmen wie Airbnb und
Uber ist die Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen
nicht mehr bloß ein Nebenprojekt, sondern ein zentraler Bestandteil
ihres Geschäftsmodells.«

https://www.architektur-aktuell.at/news/was-ist-plattform-urbanismus

Durch die Analyse und Konfronatation mit der Gegenwart wird so die Frage aufgeworfen: Will we live like this? (Und wollen wir so leben?)

Website: https://www.platform-austria.org/de/

Die Biennale 2021 zeigte nicht nur beeindruckende Kunstwerke und Architektur, sondern forderte auch dazu auf, die drängenden Fragen unserer Zeit zu reflektieren. Sie regte dazu an, über unsere Beziehung zur Natur, zur Technologie und zur globalen Gemeinschaft nachzudenken. Dieses internationale Kunst- und Architekturereignis hat die Grenzen des Denkens erweitert und uns inspiriert, gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft für unseren Planeten zu arbeiten.


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